Wir leben in einer tollen Zeit! Es gibt unglaublich viele Erfindungen, die uns helfen, lästige oder langwierige Abläufe zu optimieren: Spülmaschinen, Autos oder auch Fast Food. Der jüngeren Generation wird ein Jahr durchs verkürzte Abi geschenkt, die Singles unter uns können im Speed Dating ganz schnell ihren Traummann finden und dank unserer Smartphones können wir überall miteinander kommunizieren. Wir alle haben dadurch viel mehr Zeit als früher und können uns nach der Arbeit faul in den Garten legen und die Seele baumeln lassen. Oder doch nicht?
Sieht die Realität nicht eher so aus, dass jeder von uns durch seine berufliche und private To-Do-Liste hetzt? Und meistens am Ende eines langen Tages enttäuscht feststellt, dass er doch nicht alles geschafft hat?
Doch woran liegt es, dass wir nicht mehr Zeit haben, sondern gefühlt immer weniger?
Soziologen begründen dies relativ simpel: Je mehr der Mensch seinen Alltagsprozess optimiert, desto größer wird die Zahl seiner Handlungsoptionen. Folglich bin ich zwar schneller darin, eine E-Mail statt eines Briefes zu schreiben, aber ich kommuniziere dafür häufiger. Ich kann mittlerweile mehr Länder als früher bereisen, will aber auch mehr erleben. Mein Computer arbeitet wesentlich schneller, demnach kann ich noch mehr damit erledigen.
Wir wollen immer mehr, und das in kürzerer Zeit. Dies ist jedoch nur möglich, wenn wir sie effizient nutzen. Zeit für lange Pausen oder gar Faulenzen ist somit einfach nicht denkbar.
Doch woher kommt dieses Streben in uns, das immer mehr fordert? Einer der Gründe dafür liegt vermutlich im Glauben. Die wenigsten Menschen nehmen an, dass nach dem Leben das Jenseits oder die Wiedergeburt auf einen wartet. Daher müssen alle Projekte und Pläne in ein 70- oder 80-jähriges Leben gepackt werden. Zum Glück ist der Mensch aber gut darin, sich anzupassen. Unserem Körper und Geist ist es möglich, sich an die Schnelligkeit der heutigen Gesellschaft zu gewöhnen und mitzuhalten. Wie enorm dieses Tempo in den letzten Jahrzehnten gestiegen ist, lässt sich anhand des Schnitttempos älterer Filme wundervoll nachvollziehen.
Doch immer mehr Mensch erkennen, was bei dem Gehetze auf der Stecke bleibt: Der Genuss, Erkenntnisse, Freundschaften, die eigene Gesundheit und Spaß. Und auch die Möglichkeit, sich darüber hinaus noch eigene Gedanken zu machen. Gedanken zum Woher und Wohin.
Dieses und weitere Themen wollen wir in unserer Blog-Reihe Nachgedacht aufnehmen. Wir wollen Dich einladen, Dich anregen zu lassen, Deine eigene Meinung zu äußern und mitzudiskutieren.
Wir wurden durch den Artikel „Gegen die Uhr“ (aus Der Spiegel Nr. 36/2014) inspiriert, den wir hier für Euch zusammengefasst haben. Nach dem Lesen beschäftigten uns folgende Fragen:
Was denkst Du darüber?
Oh, wie wahr, wie wahr… Ich lese zu dem Thema gerade ein interessantes Buch: „Ich weiß nicht, was ich wollen soll“ von Bas Kast. Dabei geht es genau darum: Mehr Wahlmöglichkeiten machen zunächst einmal glücklicher – doch sobald sie (in der Regel) auf mehr als 10 ansteigen, machen sie uns wieder unglücklicher, weil wir Angst haben, mit dem was wir gewählt haben, vielleicht doch nicht das Allerbeste gefunden zu haben. Werden unsere Möglichkeiten aber wieder beschränkt, oder auch unser Umtauschrecht genommen, sind wir mit der Wahl unserer Entscheidung oft zufriedener!
Ich glaube, am Ende des Tages zählt nicht das, was wir in unserem Leben „haben“ und „besitzen“, sondern die Erfahrungen, die wir machen, und die Beziehungen, die wir aufbauen und führen…
Sehr schön fasst das Marlo Morgan in ihrem Roman „Traumfänger“ zusammen:
Jetzt ist der Teil, den ich eigentlich als Zitat schreiben wollte, verschwunden…
Was Marlo Morgan sagte, ist Folgendes:
Mit leeren Händen geboren,
mit leeren Händen gestorben.
Ich habe das Leben in seiner ganzen Fülle kennen gelernt,
mit leeren Händen.
Hallo Britta,
Zeit zum Philosophieren sollte doch immer sein, oder? 🙂
Danke für Deinen interessanten Beitrag. Wir leben schon in einer spannenden Welt, wenn wir uns selbst mit unseren Wahlmöglichkeiten unglücklich machen, oder?
Und ich glaube auch, das wir das „Stop-Schild“ selbst in den Händen halten und es viel zu selten benutzen!
Ich fand einen Gedanken zum Thema Zeit sehr anregend, leider weiß ich nicht mehr wo er her ist: Die meisten Menschen wissen, wie sie ihre Zeit verbringen würden, wenn sie morgen sterben müssten. Aber wie würdest du leben, wenn du noch drei Monate hättest? Das hat mich oft beschäftigt und mich schließlich zum Reisen gebracht 🙂
Einen schönen, hoffentlich philosophischen Tag Dir noch