Was habe ich mich auf diese Reise gefreut! In meiner Vorstellung gab es nur uns drei und ganz viel Zeit. Es würde keine Wohnung mehr geben, um die wir uns kümmern müssten, keine durchgeplanten Wochenenden und unsere Pflichten wären auf ein Minimum reduziert. Somit wären wir frei, um uns in neue Abenteuer zu stürzen und das Leben in vollen Zügen zu genießen.
Jetzt sind wir noch nicht einmal eine Woche unterwegs und doch es gibt Momente wie diesen: Wir wollen pünktlich los, damit Elena beim Autofahren ihren Nachmittagsschlaf halten kann. Aber es dauert länger als gedacht, bis wir im Camper alles verstaut haben. Elena wird zunehmend müde, quengelt und ich fühle mich augenblicklich gestresst. Nach dem Zusammenpacken müssen wir noch das dreckige Wasser ablassen und frisches auffüllen. Während Robs draußen alles erledigt und noch einen kurzen Plausch mit einem anderen Camperpaar hält, sitze ich drinnen und versuche meine schreiende Tochter zu beruhigen. Alles zieht sich in die Länge und wir kommen eine halbe Stunde später los als geplant. Ich bin total gestresst, fertig mit den Nerven und verfluche alles und jeden.
Im Nachhinein hat mir dieser Moment bewusst gemacht, dass mich das Reisen nicht davor schützt, schlechte Laune zu haben. Nur weil wir unterwegs sind, ist nicht automatisch alles besser. Auch im Camper lässt Robs seine Socken rumfliegen. Und auch hier erreichen mich blöde E-Mails. Während ich darüber nachdenke, fällt mir eine Lektion ein, die ich auf Sri Lanka gelernt habe: Es ist alles in meinem Kopf. Ob ich glücklich oder gestresst bin, ist nicht abhängig von dem Land, in dem ich mich gerade befinde. Es ist abhängig davon, wie ich eine Situation bewerte und was ich aus ihr mache. In stressigen Momenten, so wie in dem beschriebenen, hätte es mir geholfen, einfach mal tief durchzuatmen. Wir hätten in Ruhe packen und Elena mit einem Spielzeug beschäftigen können, statt kopflos herumzurennen und uns anzumeckern.
Es ist also eigentlich egal wo ich bin? Ob ich glücklich bin oder nicht, entscheide ich in meinem Kopf? Ja, und dennoch fällt es mir auf Reisen leichter, den Moment zu genießen. So wie gestern zum Beispiel: Wir übernachteten auf einem Wanderparkplatz irgendwo in den Schweizer Alpen. Morgens lag der angrenzende Wald unter einer tiefen Schneedecke verborgen. Ich band mir Elena ins Tragetuch und überließ Robs den Camper zum Arbeiten. Durch unberührten Schnee stapfte ich einen Berg hinauf, mit meiner schlafenden Tochter an der Brust. Unter mir breitete sich eine bezaubernde Winterlandschaft aus und die Sonne lachte mir ins Gesicht. Doch, das Leben ist schon schön, dachte ich glücklich.
Bewundernswert ehrlich gesagt…
Danke, denn ich werde oft daran denken: das ist alles nur in meinem Kopf… 🙂 und einmal tief durchatmen…
Hallo Tina,
danke für deinen Kommentar.
Mir fällt es oft schwer, in den stressigen Momenten einfach mal durchzuatmen, aber ich arbeite dran 🙂 Öfter mal meditieren oder Yoga hilft mir dabei.
Viel Spaß beim Durchatmen