Nur noch zwei Tage, dann geht es endlich wieder los! Der Camper ist fast gepackt, die letzten Klamotten in der Waschmaschine und der Kühlschrank so gut wie leer. Eine unglaubliche Vorfreude erfüllt mich. Ich kann es kaum erwarten, mich gemeinsam mit Robs und Elena ins Unbekannte zu stürzen!
Doch es schwingt auch eine Spur Traurigkeit mit. Eine Abreise bedeutet auch immer einen Abschied von unseren Lieben. Wir müssen Familie und Freunde für eine Zeit au revoir sagen. Wer weiß, ob wir jeden wieder sehen werden? Mir ist das vor Reisen viel bewusster als im Alltag.
Dieses Mal wird der Abschied aber noch zusätzlich erschwert. Elenas Großeltern haben einen solchen Spaß mit ihr, dass es hart ist, sie ihnen für eine Weile zu nehmen. Die großen Entwicklungsschritte werden die Großeltern fortan nur erzählt bekommen und nicht mehr selbst miterleben können. Auch weiß ich nicht, ob Elena ihre Verwandten nach der Reise noch wiedererkennen wird.
Auf der anderen Seite wohnt dem Abschied jedoch auch ein ganz besonderer Zauber inne: Jedes Treffen, jeder Moment, jedes Detail wird kostbarer, da es plötzlich endlich ist.
Wie man genießen kann,
Wenn man weiß, dass man geht.
Man müsste ständig gehen.
Das müsste ständig gehen.
(Clueso, „Müsste gehen“)
Sehr passend beschreibt Clueso ein paar Zeilen weiter, wie achtsam man vor der Abreise wird. Und es stimmt: Ich bin mehr im Moment und sauge noch einmal alles auf. Meinen Lieben sage ich zum Abschied Dinge, die ich sonst für mich behalten hätte. Ich drücke sie noch einmal ganz bewusst und bin dankbar, dass es sie gibt. Clueso kann es so viel besser ausdrücken:
Ich mag den letzten Tag
Und alles was er mir zeigt.
Man wird so furchtbar wachsam
Für jedes Detail.
(Clueso, „Müsste gehen“)
Der Abschied bietet zudem auch eine einmalige Chance für unsere Lieben: Sie können uns überall auf der Welt besuchen kommen. Auf der letzten Reise haben sie das Angebot genutzt und wir konnten unvergessliche gemeinsame Zeiten verbringen. Zusammen haben wir ganz besondere Erfahrungen geteilt, die uns im deutschen Alltag verwehrt geblieben wären. Ich freue mich daher besonders darauf, einen Teil meiner Familie in Marrakesch begrüßen zu dürfen.
Wir selbst haben vor der Abreise eine ungewohnte Energie und schaffen endlich die Dinge, die wir sonst ewig vor uns hergeschoben haben: Gutscheine werden aufgebraucht oder verschenkt, Lebensmittel aussortiert und der Klamottenberg noch einmal auf das Nötige reduziert.
Außerdem nutzen wir noch ein letztes Mal die Möglichkeiten hier vor Ort: Gutes deutsches Brot kommt auf den Tisch. Die letzten Onlinebestellungen werden getätigt, bevor es keine feste Adresse mehr gibt. Und wir genießen unser komfortables Bett. So bequem werden wir unterwegs wohl nicht mehr schlafen. Aber dafür anders. Ich muss dabei an eine Nacht in der australischen Wüste denken. Nahe dem faszinierenden Uluru schliefen wir in Swags unter einem gigantischen Sternenhimmel. Am Abend zuvor lernten wir einen Aborigine kennen, der uns seine Reisetradition schilderte: Vor seiner Abreise hockt er sich hin, greift mit seiner Hand in den Sand und nimmt sich einen kleinen Teil seiner Heimat mit. Wenn er wieder heil nach Hause kommt, verstreut er den Sand wieder auf dem Boden und dankt für seine sichere Heimkehr.
toll !! und so nachvollziehbar für jeden der schon mal diese Gefühle hatte und auf „Reisen ging“… frei nach dem Motto: „weg zugehen um anzukommen“..
Vielen Dank! Schön, dass Du dieses Gefühl auch kennst.
Viel Spaß beim (mit)reisen 🙂
Ihr Lieben,
Welch bewegende Worte. Wie immer anregend zum Nachdenken.
Danke für die schönen Stunden, die wir diesen Monat noch teilen durften!
Habt eine gute Reise und fühlt euch gedrückt aus Köln!
Liebe Grüße von den Riads
Liebe Riads,
wir haben die Zeit mit Euch auch sehr genossen! Und unsere Gespärche haben uns sehr zum Nachdenken angeregt. Mehr dazu bald hier 🙂
Dicke Drücker zurück nach Köln,
Eure Reisebären