Ich war früher oft neidisch. Auf meine Brüder, die mehr Geld verdienten. Auf meine Freundinnen, die in der Disco öfter angesprochen wurden. Auf Robs, den alle immer gleich ins Herz schlossen. Ich wollte das auch alles.
Doch ich habe gemerkt, dass mich das Vergleichen mit Anderen unglücklich macht. Ich fühlte mich schlecht und konnte mich nicht mehr an dem erfreuen, was ich selbst hatte.
In einem Buch bin ich später auf eine interessante Idee gestoßen: Wenn wir uns schon vergleichen wollen, dann lieber in eine andere Richtung. Während unserer Asien-Reise ist mir zum ersten Mal bewusst geworden, was es bedeutet, in Deutschland geboren zu sein. Wir haben im Vergleich zu anderen Ländern ein fantastisches Bildungssystem! Mir ist auch bewusst geworden, was das Wort Sozialstaat tatsächlich bedeutet. Es ist nicht selbstverständlich, krankenversichert zu sein, Rente zu bekommen und Kindergeld zu erhalten. Auch zu Hause wird mir schnell bewusst, wie gut es mir geht, wenn ich einen Blick in die Nachrichten werfe.
Aber dennoch gibt es natürlich Situationen, in denen ich neidisch bin. Oft habe ich im Nachhinein aber festgestellt, dass der Ursprung dieses Neids für mich keine große Bedeutung hat. So ist es mir egal, wie oft ich in der Disco angesprochen werde, schließlich bin ich glücklich verheiratet.
Wenn der Neid jedoch begründet ist, habe ich einen anderen Weg gefunden, damit umzugehen: Ich unterhielt mich mit einem Bekannten, der nebenbei erwähnte, dass er seinen Fernseher ausgestöpselt hat. Ich war neidisch auf ihn, dass er sich konsequent und bewusst diesem Medium entzog, welches auch meine wertvolle Zeit stahl. Als ich nach Hause kam, entfernte ich ebenfalls das Antennenkabel. Es fühlte sich gut an und ich war dankbar für seine Inspiration. Seitdem gehe ich meinem Neid auf den Grund und werde selbst aktiv.