Belgien, ein kleines, aber schönes Königreich. Das Schönste an unserem neuen Beruf als Autor ist, dass wir ihn von überall aus der Welt betreiben können. Und so fangen wir bei unseren direkten Nachbarn damit an. Wir besuchen dort unsere liebsten Reisefreunde, die wir vor drei Jahren in Neuseeland kennengelernt haben. Das letzte Mal haben wir sie im Mai in Vietnam getroffen und jetzt brennen wir darauf, zu erfahren, wie es ihnen geht und was sie für Pläne geschmiedet haben.
Als wir die Grenze überqueren, fallen uns gleich zwei Dinge auf. Erstens scheinen die Belgier mehr Platz zu haben. Statt Mehrfamilienhäusern gibt es hauptsächlich hübsche Ziegelbauten, die meistens von einem ausladenden Garten umrahmt werden. Und zweitens entdecken wir in jedem Ort gleich mehrere Frituur-Läden. Was es damit auf sich hat, werden wir noch erfahren.
Kim und Joyce, kurz Joki, laden uns kurz nach der Ankunft erst mal in die beste Frituur ein. Ich bin überrascht, welch gemischtes Publikum sich in diesem sauberen und gemütlichen Imbiss tummelt: Frauen auf Hacken im kleinen Schwarzen, Bauarbeiter in verschmierten Klamotten, süße Kinder mit ihren glücklichen Eltern und wir. Natürlich gibt es Pommes – gleich zweimal frittiert – ist immerhin auch Nationalgericht. Außen richtig knusprig und goldgelb, innen weich und zart, fantastisch! Haben sie gut erfunden, diese Belgier.
Doch wir sind nicht nur zum Essen hergekommen, sondern vor allem, um unsere zwei Freunde wiederzusehen. Sie wissen selbst, wie es sich nach so langer Zeit im Ausland anfühlt, wieder nach Hause zu kommen. Und sie können auch nachvollziehen, warum wir unser altes Leben nicht mehr wollen und uns stattdessen selbstständig machen. Es ist schön, nicht dieselbe Sprache zu sprechen, aber sich dennoch zu verstehen.
Bereits in Vietnam hat Kim zu unserer Überraschung festgestellt, dass wir beide Städte mögen. Eigentlich sind wir absolute Naturfreunde, aber wir lieben einfach die Vielfalt und so machen wir uns für zwei Tage auf nach…
Niederlands Hauptstadt verzaubert uns gleich zu Beginn. Statt in eines der tausenden Museen zu gehen, lassen wir uns einfach an den Grachten entlang treiben und genießen das herzliche Flair. Besonders gefallen mir die einzigartige Geschäfte, jedes individuell und persönlich eingerichtet. Obwohl man nichts kauft, darf man sich hemmungslos in den Käsereien (vegan wird nichts) und Schokoladenläden durchschlemmen. Überall stehen kleine Probierschälchen für Naschkatzen wie mich herum. Natürlich gibt es auch die berühmten Coffeeshops. Alleine am untrüglichen Geruch sind sie bereits von Weitem zu erkennen. Auch das Rotlichtviertel gehört natürlich zu unserer individuellen Tour dazu und so lassen wir uns in der Dämmerung durch die leuchtenden Gassen tragen. Auch wenn wir die leicht bekleideten Damen in ihren Schaufenstern bereits aus Hamburg kennen, hinterlassen sie bei mir ein komisches Gefühl. Ich habe im Freundeskreis öfter schon die Frage gestellt, wie viele von ihnen ihren Beruf wohl mögen. Interessanterweise liegen die Einschätzungen meiner männlichen und weiblichen Freunde immer weit auseinander.
Meinen Lieblingsplatz in Amsterdam habe ich schnell gefunden: die Nationalbibliothek. Unglaublich schön eingerichtet und voller spannender Bücher lädt sie zum Verweilen ein. Im Obergeschoss gibt es ein sehr leckeres und preiswertes Buffet, gekrönt mit einem spektakulären Ausblick über die Stadt. Stundenlang hätte ich dort am Fenster sitzen können, um dem bunten Treiben mit einem leckeren Cappuccino in der Hand zu folgen. Leider gehen auch dort irgendwann die Lichter aus, aber dafür in unserem urgemütlichen Hausboot an. Statt eines gesichtslosen Hotels hat Robs für einen besseren Preis ein kleines Boot ausgemacht. Die Holzdielen knarren, als wir durch die Küche ins Bett schleichen und nach diesem spannenden Tag einschlafen.
Am nächsten Tag steht die Ausstellung „Art of Bricks“ auf dem Programm. Wir sind ja schließlich auch zum Arbeiten hier und möchten uns ein wenig Anregung für unsere Legobilder im Blog holen. 😉 Mona Lisa, Der Schrei, ein T-Rex Skelett – alles aus Lego gebaut. Noch mehr als die Nachbauten faszinieren uns die selbsterdachten Figuren, die viel über den Künstler Nathan Sawaya und seinen Lebensweg aussagen. Dank des Audioguides lässt er uns an seinem Schritt vom Anwalt zum Künstler teilhaben. Zu Beginn war er tagsüber in der Kanzlei, hat nachts Lego gebaut und die Resultate auf seiner Homepage ausgestellt. Dieses Parallelleben konnte nicht lange gut gehen! An dem Tag, als seine Homepage wegen zu vieler Aufrufe zusammenbrach, entschied er sich. Er ging zu seinem Chef, um seine Anstellung als Anwalt zu kündigen und stattdessen hauptberuflich Legobauer zu werden! Besonders ein Satz von ihm ist mir im Kopf geblieben, den ich unterschreiben möchte: Der schlechteste Tag in seinem neuen Beruf ist immer noch schöner als der beste Tag in seinem alten.
Super Bericht! Tolle Bilder!
Toll 🙂 Klingt, als hättet ihr eine richtig schöne Zeit gehabt!
Wenn du die Nationalbibliothek so schön fandest, würde es dir bestimmt auch in Maastricht gefallen – da gibt’s einen Buchladen in ner alten Kirche… 🙂
Na dann müssen wir wohl auch mal nach Maastrich 😉
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